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Kluge Köpfe beim königlichen Spiel

 

Das Grabbe-Gymnasium entdeckt das Schachspiel als pädagogisch wertvolles Instrument und ergänzt sein Schulprofil.

Von Hajo Gärtner

Detmold. Es gehe beim Schachspiel darum, das Ego des Gegners zu zerbrechen, hat „Bobby“ Fischer, exzentrischer Schachweltmeister der Jahre 1972 bis 1975,  einmal gesagt. Zwar hat das „königliche Spiel“ seine Wurzeln möglicherweise im Zusammenhang mit militärischen Simulationen in der Antike, emanzipierte sich aber von diesen Ursprüngen schnell zum Selbstzweck eines Spiels, bei dem das Gehirn in herausragender Weise trainiert wird. Logisches Denken, Konzentration und Kreativität werden gefördert. Kein Wunder, dass Schulen sich dem Denksport öffnen. Zum Beispiel das Grabbe-Gymnasium.
Die Schachfreunde Lieme suchten den Kontakt mit Schulen, um die Jugendarbeit im Schachbezirk Lippe anzukurbeln. „Wir nehmen unsere Spitzenposition im lippischn Schach ernst", sagt Schachlehrer Himpenmacher. Da brauchten sie bei Dr. Claus Hilbing, dem didaktischen Koordinator vom Grabbe, nicht lange betteln. Sofort ergriff er die Chance, eine Schach-AG ins Leben zu rufen, und war erstaunt über die gewaltige Resonanz in der Schülerschaft. 22 junge Schachfreunde tummelten sich sofort an den Brettern und werden nun von Andy Hippenmacher vom Club „Schachfreunde Lieme“ (72 Mitglieder) gecoacht. Die Fünft- und Sechstklässer kennen das königliche Spiel zum Teil schon aus der Grundschule. Deshalb spielen sie auf unterschiedlichen Leistungsniveaus, die Schachlehrer Himpenmacher auszugleichen sucht.

„Das macht mir hier großen Spaß, weil meine Schachschüler mit Feuereifer dabei sind“, berichtet Andy Himpenmacher im Gespräch mit der LZ. Und Claus Hilbing pflichtet bei, dass  in der Schach-Doppelstunde mancher Schüler ruhig und konzentriert auf dem Stuhl sitzt, der Lehrern sonst eher durch ein hibbeliges Wesen auffällt. Der Schachsport und das soziale Zusammenspiel am Brett disziplinieren scheinbar stark.

„Sogar bis zu den Grundschulen hat sich das Angebot herumgesprochen. Zukünftige Schülerinnen und Schüler von Grundschulen haben sich gemeldet und nehmen als zukünftige Grabbianer teil“, berichtet Hilbing und betrachtet den Schachsport nun als Ergänzung des Schulprofils. Zur Finanzierung konnte Hilbing das Landes-Förderprogramm „Ankommen nach Corona“ nutzen.
Magnus aus der 5. Klasse hat die ersten Stufen des „Stappen“-Diploms schon im Blick, eine bewährte Methode, das Schachspiel von der Pike auf zu lernen: „Vielleicht kann ich schon bald meinen Vater schlagen, auf jeden Fall ist die Schach-AG super!“   Peter pflichtet ihm bei: „Es ist Sport fürs Gehirn.” Jonas: „Ich mache mit, weil es Spaß macht.“  Auch die Mädchen sind Feuer und Flamme für den Denksport. Lämann und Leela können die Zeit bis zum nächsten Treffen in Raum A24 kaum abwarten und lassen sich gern einen raffinierten Zug von Sheraz zeigen. Längst haben sich unter den jungen Schachspielern dicke Freundschaften gebildet.
Schach ist für Exzentriker Krieg
Bobby Fischer hingegen muss seinen Gegner, den Russen Boris Spassky (Schach-Weltmeister von 1969 bis 1972), regelrecht gehasst haben. Anders lässt sich der berühmt-berüchtigte  Spruch des US-Amerikaners auf dem Höhepunkt des „Kalten Krieges“ wohl kaum verstehen: „Im Schach nämlich geht es darum, das Ego des Gegners klein zu kriegen, es zu zerbrechen und zu zermahlen, seine Selbstachtung zu zertreten und zu verscharren und seine ganze missachtenswerte sogenannte Persönlichkeit ein für alle Mal tot zu hacken und zu zerstampfen und dadurch die menschliche Gesellschaft von einer stinkenden Pestbeule zu befreien. Es ist ein königliches Spiel.“

 Schach AG

Auch die Mädchen sind vom königlichen Spiel begeistert. Gern lassen sich Läman (links) und Leela (rechts) einen cleveren Zug von Sheraz am großen Lernbrett zeigen. (Foto: Hajo Gärtner)