Sebastian Heidsiek:Das ZusammentreffenEs war einer dieser verregneten Novembertage. Versunken in Gedanken, spürte ich gar nicht die von meiner Stirn auf die Nase fallenden Regentropfen. So schlenderte ich eine Zeitlang vor mich hin, begegnete fröhlichen und traurigen, verliebten und einsamen, alten und jungen Menschen. Ich ging an Geschäften vorbei, die alle gut besucht schienen. Es interessierte mich jedoch nicht weiter, ja, mir war es gleichgültig. Ich bog in die Birkenallee, Richtung Seepark. Die Allee war menschenleer. Dann kam mir ein Mann entgegen. Er war Mitte 50, vielleicht auch 60. Schwer zu sagen. War schlampig angezogen, hatte eine Plastiktüte in der Hand und schwankte auf mich zu. Mal wieder einer dieser betrunkenen Obdachlosen, dachte ich. ![]() |
![]() Er war gezeichnet vom Leben in freier Natur. Schwankte tief keuchend an mir vorbei. Irgendwie fühlte ich mit dem Mann. Er stand mir sehr, sehr nah. Ich wusste jedoch nicht, warum. Im Seepark verspürte ich einen Drang zur Toilette. Wie gut, dass es dort öffentliche Toiletten gab. Ich öffnete die Tür und ging hinein, stellte meine Plastiktüte auf den Boden und schaute in den Spiegel. Aus dem Spiegel blickte mir der obdachlose Mann entgegen. ![]() |