Friedrich Dürrenmatt (1921-1990)Die Physiker (1962)In der Komödie ,Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt befinden sich drei Physiker in einem privaten Sanatorium, einer Nervenheilanstalt, geleitet von Fräulein Dr. Dr. Mathilde von Zahnd. Der Physiker, der sich für Newton hält, hat vor drei Monaten eine Krankenschwester erdrosselt, doch man konnte ihn nicht verurteilen, da er als irre gilt, genau wie der Physiker, der Einstein genannt wird, der ebenfalls eine Krankenschwester getötet hat. Diese Fälle wurden alle von der Polizei untersucht und der Staatsanwalt ordnete an, dass nun männliche Pfleger für die Versorgung der drei Physiker verantwortlich sind. Deshalb muss sich auch Monika Settler von ihrem Patienten Möbius, der wirklich Physiker ist und seit 15 Jahren in dem Sanatorium lebt, weil ihm der König Salomo erscheint, verabschieden. Bei der Verabschiedung gesteht ihm Monika ihre Liebe und auch Möbius gesteht seine Liebe, doch er möchte sie nicht ins Unglück stürzen, weil er an König Salomo glaubt. Als sie jedoch nicht nachgibt, erdrosselt Möbius auch seine Krankenschwester. Nachdem die Polizei da war und ehemalige Boxweltmeister die Pflege übernommen haben, essen die drei Physiker zusammen zu Abend. Bei diesem Abendessen verraten Newton und Einstein ihre wahre Identität. Newton ist im wahren Leben ein Physiker namens Joseph Eisler, der für den Geheimdienst einer westlichen Nation arbeitet und Einstein alias Alex Jasper Kilton ist sein Gegenspieler aus dem Osten. Beide wollen an die genialen Entdeckungen der Gravitationslehre und der Feldtheorie heran, die von Möbius erstellt wurden, und diese für ihr Land sichern. Doch Möbius erklärt ihnen, dass er seine Manuskripte bereits verbrannt hat. Doch dann erscheint die Irrenärztin und erklärt, dass ihr ebenfalls König Salomo erscheine und sie bereits alle Aufzeichnungen von Möbius fotokopiert habe und nun die Weltherrschaft übernehmen möchte. "Die Physiker" gilt sicherlich als eins der bekanntesten Werke von Friedrich Dürrenmatt. Es ist 1962 mitten im Kalten Krieg entstanden. Die Politik war zur Zeit der Entstehung des Werkes vom Koreakrieg, dem Mauerbau und der Kubakrise geprägt. Durch das stetige Wettrüsten der Supermächte wurde das Verhältnis immer angespannter und ein Atomkrieg schien fast unvermeidbar. Deshalb hat das Stück auch die atomare Bedrohung der Welt zum Thema. "Die Physiker" wurde zu einem der größten Welterfolge von Friedrich Dürrenmatt und wurde verfilmt. Außerdem war es das meist gespielte Werk in den Spielzeiten 1962/63 und 1982/83 auf deutschsprachigen Bühnen. 1980 entstand eine Neuauflage der Komödie. Tragische Komödien waren typisch für Dürrenmatt. "Es ist die einzig mögliche Form heute das Tragische auszusagen!" Er drückte sich mit beißendem Humor, Witz, Zynismus, aber auch mit Sarkasmus, lronie und Satire aus. In seinen Werken werden meist unscheinbare Helden dargestellt, die ohne Illusion über die Veränderbarkeit der Welt leben. Ein häufiges Thema von Dürrenmatt ist die Unberechenbarkeit der Welt. Das Stück "Die Physiker" ist eine Komödie, da Dürrenmatt der Meinung war, dass zu der heutigen Zeit nur das Komische dem Realen beikommt. Die klassische Tragödie kann sein Thema nicht darstellen, da in der klassischen Tragödie ein Held agiert, der über sein Schicksal selbst entscheidet. Diese Komödie ist ein gutes Beispiel dafür, dass man in dieser Zeit in einem Gesellschaftssystem eingeschlossen ist und nicht nach freiem Willen handeln kann, sondern diesem unterworfen ist. Ich finde, dass in dieser Komödie das Problem der Menschheit in der heutigen Zeit sehr gut dargestellt wird. Friedrich Dürrenmatt macht sehr deutlich, dass es für die Menschheit besser wäre, nicht alles zu wissen, was möglich ist. Die Kernspaltung war eine große Entdeckung, doch wenn der Entwickler die Auswirkung "Atombombe" geahnt hätte, hätte er vielleicht sein Manuskript vernichtet. Dürrenmatt meint, dass es Risiken gibt, die man nicht eingehen darf, z.B. den Untergang des Menschheit. Das macht er in dieser spannenden Komödie recht deutlich. Literatur: 1. Friedrich Dürrenmatt, Die Physiker. Diogenes Verlag AG Zürich, 1998 2. Meyers großes Taschenlexikon. BI-Taschenbuchverlag Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich, 1995 3. Internet Markus Krüger
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