Max Frisch (1911-1991)HOMO FABER
Im Jahre 1957 veröffentlichte Max Frisch den Roman ›Homo faber‹. Der lateinische Begriff Homo faber bezeichnet den Menschen als Schmied seiner Umwelt, dessen technokratisches Weltbild sich in dem Protagonisten Walter Faber durch die Notwendigkeit des Entwurfes, der Tätigkeit und der Vernunft reflektiert.
Frisch lässt den fünfzigjährigen Ingenieur Walter Faber durch eine Kette von Ereignissen sein Weltbild auf die komplementäre Welt des Irrationalen stoßen. Eine Reihe von Zufällen, wie die Notlandung seines Flugzeugs in der Wüste und der Selbstmord seines ehemaligen Freundes im Dschungel von Mexiko führt den Protagonisten zum nicht wahr haben wollenden Inzest, zur Schuld am Tode seiner Tochter Sabeth und zur Wiederaufdeckung seiner mysteriösen Vergangenheit. Als Folge gerät W. Fabers starre rationale Lebenseinstellung stark ins Wanken.
Die Zerstörung des rationalen Denkens und der Durchbruch der Persönlichkeitsfindung stellen das zentrale Problem dieser Handlung dar.
Geprägt durch die Einsicht des natürlichen Alterungsprozesses des Mensches, vorgefallener Ereignisse und die Erkenntnis um die Schönheit des Lebens findet ein Wandel im Leben des Menschen Walter Fabers statt...
Zunehmend regt dieser Roman zum weiterdenken an. Wie kommt Faber mit dem Tod seiner Tochter zurecht? Welche Auswirkungen hat dieses Erlebnis auf seine Lebenseinstellung? Darüber hinaus stellen sich die Fragen, wie der wirklich wahre Sinn des menschliches Lebens lautet und mit welcher Lebenseinstellung der Menschen denn zu wirklicher inneren Glückseligkeit gelangen kann.
Der 1911 in Zürich geborene Max Frisch gelang 1954 mit seinem Roman Stiller der literarische Durchbruch. Im Jahre 1957 folgte der Roman "Homo Faber", dessen Protagonist, ähnlich wie "Stiller" eine Identitätswandlung durchmacht.
Zufall, Schicksal oder unerwartete Ereignisse haben im Leben des Walter Faber scheinbar keine Wirkung. Er meint, sich genau zu kennen, und obwohl genau das Gegenteil der Fall ist, wird Faber nicht müde, sein Selbstbildnis zu wiederholen und zu bekräftigen. Frischs Entlarvungsmethode besteht darin, Faber sich selbst lügen strafen zu lassen, er ist es ja, der seinen eigenen "Bericht" verfasst. Die Entlarvung folgt auf dem Fuße, oder ein paar Seiten weiter.
Einige Jahre später verfilmte man dieses Werk mit Starbesetzung. Das Werbecover stellt den nachdenklichen Menschen Walter Faber dar...
Max Frisch erliegt am 4. April 1991 in Zürich seiner Magenerkrankung. Mit Blick auf die Handlung des "Homo Fabers" stellt sich die Frage, in wie weit ein Zusammenhang zwischen dem Leben des Protagonisten und dessen Autor besteht...
Lars-Michael Böhle |